Warschau, 11.11.2016
Sehr geehrte Damen und Herren
Mitglieder des Internationalen Komitees der Brandenburger-Gedenkstätte
in Oranienburg
Vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges lebten, arbeiteten, beteten und pflegten die Geschichte ihrer Heimat 3 350 000 polnische Juden. Am Ende des Alptraums des Krieges im Jahre 1945, spricht Raul Hilberg – Autor des monumentalen Werkes „Die Vernichtung der europäischen Juden“, von einer Zahl von etwa 50 000. Der Prozess der Vernichtung der polnischen Bürger jüdischer Nationalität begleitete die von Adolf Hitler gepredigte Ideologie des „Übermenschen“.
Die Antwort auf die Frage nach dem „wie?” gibt uns eine Vorstellung über die Täter, Opfer und Zeugen.
Unter den mehr als 132 000 Gefangenen Häftlingen gab es mehr als 40 000 polnische Frauen unterschiedlicher Nationalitäten – auch meiner Nation. Im Lichte der Forschung wird die Zahl der Überlebenden auf etwa 8 000 geschätzt. Die Übrigen wurden auf verschiedene Art und Weise ermordet.
„Die Vernichtung der europäischen Juden, durch die Deutschen, war eine Demonstration der Stärke, tour de force; ein Zusammenbruch der Juden unter dem deutschen Druck, war ein Zeichen der Niederlage” – schrieb Raul Hilberg.
Das KL Ravensbrück ist jener Orte, an dem die jüdische Asche durch den Wind verwehte und das Wasser des Sees Schwedt diese verschlang…
Diejenigen, die neben dem Davidstern auch mit Stolz den Gefangenen-Winkel mit dem Buchstaben “P“ trugen, wurden durch Ihre Freundinnen, den Mithäftlingen, auf einer gemeinsamen Gedenktafel verewigt und angedacht.
Als Nachkommen der Überlebenden des Holocaust, appelliere ich in deren Namen, alle Nationalitäten-Tafeln an einen anständigen und unübersehbaren Ort zu versetzen – an Stelle des derzeitigen Ortes!
Ich schlage vor, dass es die Wand neben den “Zeugen des Verbrechen“ ist, welche der Zellenbau und das Lager-Krematorium sind.
„Wenn das Echo ihrer Stimmen verhallt, gehen wir zugrunde”
Michael Schdrich
Oberrabiner in Polen